AWI

SR014: Entwicklung und Stand der überbetrieblichen Gemeinschaften in der Land- und Forstwirtschaft Österreichs

Josef Mannert, Reinhard Kreisl

"Periurbane" Landwirtschaft ist jener Teil des Primärsektors, der im Umland von Städten insbesondere von Groß- und Millionenstädten mit dem Prozeß der Stadtentwicklung und der Vergrößerung und Verdichtung der Ballungsgebiete konfrontiert ist.

Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die periurbane Landwirtschaft und ihre Aufgaben zu definieren sowie ihre gegenwärtige Lage und ihre Entwicklungschancen festzuhalten. Dabei stellt sich heraus, daß die landwirtschaftliche Bodennutzung in periurbanen Zonen nicht allein wegen ihrer Produktionsaufgabe, sondern auch wegen anderer, z.T. ökologischer, z.T. anderer raumwirksamer Nebenfunktionen eine bedeutende Rolle spielt.

Die Definition der periurbanen Landwirtschaft umfaßt folgende Hauptfunktionen:

  • landwirtschaftliche Erzeugung;
  • Niederlassung der landwirtschaftlichen und der nichtlandwirtschaftlichen Bevölkerung an bestimmten Stellen dieses Raums;
  • Umweltfunktionen, wie Erholung und Freizeitgestaltung, Landschaftsschutz und Lebensqualität;
  • Standort für dezentralisierte industrielle Kleinbetriebe, Handwerksbetriebe und Dienstleistungsbetriebe, vor allem soweit sie der Landwirtschaft vor oder nachgelagert sind.
  • Die Landwirtschaft im stadtnahen Raum hat unter dem Druck des Urbanisierungsprozesses, vor allem wegen der höheren Kosten der Produktionsfaktoren Boden und Arbeit und der Ungewißheit über die künftige Entwicklung der Umweltbedingungen, besondere Formen angenommen:
  • Sie weist unter günstigen Voraussetzungen eine größere Kapital und Arbeitsintensität auf als die Landwirtschaft in den eigentlichen Landgebieten;
  • Unter ungünstigen Bedingungen kommt es dagegen zu unzulänglicher Nutzung oder Stillegung von Wirtschaftsflächen;
  • Mit zunehmender Stadtnähe geht die Viehhaltung zurück, während der Gemüsebau eine Produktionssteigerung verzeichnet;
  • Insbesondere bei intensiven Bewirtschaftungsformen besteht ein höherer Prozentsatz an Pachtland;
  • Der Anteil der Nebenerwerbsbetriebe ist im Verhältnis zu anderen Regionen wesentlich höher.

Die verschiedenen Ausprägungsformen der periurbanen Landwirtschaft wurden einerseits aus österreichischer Sicht, anhand des Fallbeispiels Wien, anderseits aus internationaler Sicht dargestellt, wobei neben dem allgemeinen Prozeß der Verstädterung von Umlandgebieten besonderes Augenmerk auf umweltbezogene sowie soziale und wirtschaftliche Konflikte gelegt wurde.

Dem Hauptanliegen der Arbeit entsprechend, die regionalpolitische Priorität der periurbanen Zonen darzulegen, bildet die Regionalpolitik den Kernpunkt der Untersuchung. Die Hauptziele der Entwicklungsplanung in Stadtumlandgebieten sind:

  • Die Absteckung des Flächenbedarfs der Siedlungsentwicklung und die Formulierung von Zielvorstellungen hinsichtlich baulicher Größenordnungen, Bauweisen und Wohnungstypen.
  • Die räumliche Festlegung von Flächennutzungszonen unter Berücksichtigung des Flächenbedarfs und sorgfältiger Bedachtnahme auf zu erwartende Auswirkungen im Grundpreisgefüge, auf Erschließungskosten verschiedener Art sowie auf die Verteilung und nutzbare Erhaltung von Freiflächen.
  • Die Schaffung und Erhaltung einer funktionellen Vielfalt im Bereich der Stadtumlandgebiete neben der Förderung ihrer Ergänzungsfunktionen zu den Kernstadtgebieten als grundsätzliche Leitvorstellung für die Wirtschaftsentwicklung in periurbanen Räumen. Auch die Sicherstellung der Produktions- und Raumfunktion der Land und Forstwirtschaft ist hier einzubeziehen.
  • Ein umfassendes Verkehrskonzept für den periurbanen Gesamtraum.
  • Die Planung öffentlicher Einrichtungen in Zusammenhang mit der Entwicklung von Nebenzentren durch gegenseitige Abstimmung von "gesetzten Diensten" und Folgefunktionen; dabei ist auf Zuordnungsbereiche auf verschiedenen Versorgungsebenen Bedacht zu nehmen.
  • Die räumliche Festlegung von Freiflächen und Erholungsraum unter Berücksichtigung des Naherholungs-Flächenbedarfs der Agglomeration, von Möglichkeiten der Attraktivitätssteigerung nähergelegener Erholungsgebiete und der Verbesserung ihrer Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln.
  • Die Bereitstellung und überörtliche Koordinierung des Infrastrukturausbaues durch ein Konzept für den periurbanen Gesamtraum.

Der Problemkreis "Raumplanung und Landwirtschaft" wurde gesondert dargestellt und dabei die Situation in Österreich jener in verschiedenen Ländern gegenübergestellt und anhand von Beispielen der Bodennutzungsplanung, wie sie unter dem Aspekt der Agrarpolitik zu betrachten sind, diskutiert. In vielen Ländern bestehen bereits konkrete (und wirksame) Instrumente zur Durchsetzung bodenpolitischer Ziele, wie z.B. Maßnahmen zur Verhinderung der Zersiedlung, Maßnahmen gegen eine (unerwünschte) Veränderung der Bodennutzung, Grunderwerbspolitik der Gemeinden, Flurbereinigung oder auch fiskalische Maßnahmen. Regionalpolitische Fortschritte und Erfahrungen aus Österreich, Dänemark, Großbritannien, Frankreich, USA, der Bundesrepublik Deutschland und den Niederlanden liegen vor.

Als Ergebnis der Untersuchung, die im Zusammenhang mit einem internationalen Arbeitsprojekt steht, wurden Schlußfolgerungen und die Empfehlung des Rates der OECD dargelegt, die neben einer verbindlichen längerfristigen Flächenwidmung für landwirtschaftliche Bodennutzungszwecke und geeigneten steuerpolitischen Instrumenten besonders auch politische und organisatorische Maßnahmen fordert, um der Landwirtschaft ein ausreichendes Mitspracherecht im Rahmen der Raumplanung zu sichern.

Ihre Anmeldung konnte nicht gespeichert werden. Bitte versuchen Sie es erneut.
Ihre Anmeldung war erfolgreich.

Newsletter

Melden Sie sich zu unserem Newsletter an, um auf dem Laufenden zu bleiben.

Dietrichgasse 27
1030 Wien
 +43 (1) 71100 - 637415

© 2024 bab.gv.at. Alle Rechte vorbehalten