AWI

SR017: Möglichkeiten und Grenzen der alternativen Verwendung landwirtschaftlicher Nutzflächen

Werner Pevetz

Die Frage der weiteren Verwendung jener Flächen, die bereits heute und künftig wohl in wachsendem Maße aus der landwirtschaftlichen Nutzung - zumindest jener der bisher gewohnten Intensität - ausscheiden, gewinnt zunehmende Bedeutung und ist Anlaß eingehender, oft kontroverser Diskussionen. Auf Grund unterschiedlicher Einzelerfahrungen in verschiedenen Landschaftsräumen sowie auch infolge unterschiedlicher persönlicher Interessenlagen werden dabei die gegensätzlichsten Meinungen vertreten, die von der Forderung einer unbedingten Erhaltung der traditionellen, vom Bauern gestalteten und gepflegten Kulturlandschaft bis zur Lobpreisung einer sekundäre Wildnis als ökologischem Jungbrunnen der Industriegesellschaft reichen. Aufgabe der vorliegenden Untersuchung ist es, dieses aktuelle Problem einer differenzierten Prüfung zu unterziehen, die die zahlreichen Alternativen, die sich für eine Weiterverwendung dieser Flächen anbieten, unter verschiedenen Gesichtspunkten gegeneinander abwägt.

In den beiden ersten Abschnitten werden Ursachen und Ausmaß der bisherigen Sowie der noch zu erwartenden Flächenfreisetzung der bibliographisch-statistischen Quellenlage entsprechend unter besonderer Berücksichtigung Österreichs und der Bundesrepublik Deutschland untersucht. Dabei wird insbesondere auf die Bestimmungsgründe der Entstehung von Grenzertragsböden sowie von Sozialbrache in verschiedenen Landschaftsräumen eingegangen. Der dritte Abschnitt befaßt sich speziell mit den Gründen und Formen des Ausscheidens von landwirtschaftlichen Nutzflächen aus der bisherigen (intensiven) agrarischen Bodennutzung. Im vierten Abschnitt werden dann die einzelnen denkbaren Nutzungsalternativen sowohl unter land- und forstwirtschaftlichen als auch unter gesamtgesellschaftlichen Gesichtspunkten überprüft, wobei die Agrarproduktionslenkung, der Umweltschutz, die allgemeine Landschaftspflege sowie das Erholungswesen gleichermaßen Berücksichtigung finden. Als wichtigste Alternativnutzungen werden behandelt: die Aufforstung, die Erhaltung der Produktionsbereitschaft - etwa durch Auszahlung von Stillegungsprämien -, ferner extensive landwirtschaftliche Nutzungsformen, besonders im Bereich der Fleischrinder- und Schafhaltung, die produktionslose Flächenpflege allein im Interesse der Landschaftserhaltung (sowie besonders im Gebirge auch des Umweltschutzes), die Umwidmung zu Bauland, die Umwidmung zu Erholungsflächen im engeren Sinn, die Schaffung von Natur- und Landschaftsschutzgebieten sowie von Naturparks und schließlich die Rückgabe an die Natur, mit oder ohne gewisse lenkende Eingriffe.

Die Studie gelangt zu dem Ergebnis, daß in Hinblick auf die künftige Landschaftsentwicklung ein extremer Konservativismus ebenso wirklichkeitsfremd und funktionswidrig wäre wie ein Plädoyer für eine allgemeine Verwilderung. "Sekundäre Wildnis" darf in Mitteleuropa nur im Rahmen einer durchdachten räumlichen Ordnung zugelassen werden; in Gemenglage mit noch bewirtschafteten Flurteilen, im Naherholungsgebiet von Agglomerationen oder in bedeutenden Fremdenverkehrslandschaften kommt sie nicht bzw. nur partiell in Betracht. Wesentlich ist es überhaupt, daß die neuartige Problematik in der Entwicklung der Landschaft, die sich hier ankündigt, rechtzeitig zur Kenntnis genommen und in die Raumordnungsüberlegungen einbezogen wird, um Fehlentwicklungen im ländlichen Raum, etwa durch zu weitgehende Entsiedlung, zu vermeiden. Agrarpolitik, Erholungs- und Fremdenverkehrspolitik sowie die Landeskulturpolitik werden sich hier mit der allgemeinen Raumordnung zusammenfinden müssen, um "integrale" Lösungen zu ermitteln, die sämtliche gesellschaftlichen Bedürfnisse berücksichtigen.

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