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SR026: Investitions- und Liquiditätsplanung im ländlichen Betrieb

Hubert Pfingstner

Der zunehmende Fremdkapitaleinsatz in landwirtschaftlichen Betrieben bewirkt, daß sich die Betriebsleiter mehr mit den Problemen der Finanzierung und Liquidität auseinandersetzen müssen. Besonders bei landwirtschaftlichen Betriebsumstellungen, verbunden mit baulichen Investitionen, kann es in der Übergangsphase zu Liquiditätsstörungen kommen, da meistens ein gewisser Zeitraum verstreicht, bis die Leistung der Investition voll wirksam wird. Die einzelnen Investitionsmaßnahmen sind daher sorgfältig zu planen und zu überprüfen. Aufgabe dieser Arbeit ist es, festzustellen, welche Möglichkeiten es bei Anwendung einperiodisch-linearer Modelle gibt, um auch den Umstellungsprozeß in die Planung einbeziehen zu können. Andererseits soll die Arbeit eine Antwort auf die Frage geben, inwiefern sich mehrperiodisch-Iineare Modelle zur Planung landwirtschaftlicher Betriebe eignen.

Bei Planungsrechnungen ist man auf Schätzungen und Erfahrungswerte angewiesen. Beim Bestehen unsicherer Erwartungen bilden Rentabilitäts- und Liquiditätsgesichtspunkte gewissermaßen Gegenpole. Die Möglichkeit einer Risikoabwehr besteht darin, eine Liquiditätsreserve in Form eines Finanzmittelbestandes zu halten. Diese Finanzmittel können daher nicht gewinnbringend angelegt werden, weil sie Voraussetzung für die Existenz des Betriebes sind. Die Aufrechterhaltung der Liquidität kann als Ausdruck für das Sicherheitsstreben des Betriebes aufgefaßt werden. Für die Planung landwirtschaftlicher Betriebe bedeutet dies, daß die Zahlungsverpflichtungen mit den Zahlungseingängen zeitlich in Einklang zu bringen und kontinuierlich in Abstimmung zu halten sind. Zum Zeitpunkt der Planung von Investitionen ist daher die finanzielle Entwicklung miteinzubeziehen, da nicht unbegrenzt Geldmittel verfügbar sind.

Voraussetzung für Investitionsentscheidungen sind in der Regel Investitionsrechnungen. Eine Investitionsrechnung für landwirtschaftliche Mehrproduktbetriebe müßte sämtliche Interdependenzen erfassen, um für praktische Entscheidungsprobleme brauchbar zu sein. Die traditionellen Methoden der Investitionsplanung wie Kapitalwert, Interner Zinsfuß und Annuitätsmethode können das Interdependenzproblem in keiner Weise zufriedenstellend lösen. Die traditionelle Theorie geht außerdem von der unrealistischen Vorstellung eines vollkommenen Kapitalmarktes aus, d.h. der Investor ist jederzeit in der Lage, beliebige Beträge zum Kalkulationszinsfuß zu leihen oder auszuleihen. Die Liquiditätswirkung von Investitionen wird nicht berücksichtigt. Die Kritik an der traditionellen Investitionstheorie führte zur Entwicklung von simultanen Entscheidungsmodellen. Das einperiodisch-simultane Modell geht von der realistischen Annahme eines unvollkommenen Kapitalmarktes aus. Dieser Ansatz erfaßt wohl die zeitlich horizontalen Interdependenzen zwischen Produktion, Investition und Finanzierung, jedoch bleibt die zeitliche Struktur der Einzahlungen und Auszahlungen unberücksichtigt. Dieser Nachteil läßt sich auch nicht durch Einfügen einer Liquiditätsgleichung im Planungsansatz beheben, da sich eine Betriebsumstellung in der Regel über einen Zeitraum von mindestens zwei bis drei Jahren erstreckt. Das statische Modell ermittelt nur die Betriebsorganisation für eine Durchschnittsperiode, in der die Leistung der Investition schon voll wirksam ist. Um die Liquiditätsprobleme in der Umstellungsperiode erfassen zu können, sind Zusatzrechnungen außerhalb des Modells anzustellen. Dazu eignet sich insbesondere die Kapitalflußrechnung. Sie weist aus, inwieweit Überschüsse aus dem Umsatzbereich zur Finanzierung der Investitionen ausreichen bzw. in welchem Umfang auch unter Einbeziehung der privaten Barentnahmen auf die Finanzierung mit Fremdkapital zurückgegriffen werden muß. Die Kapitaldienstgrenze und der Cash flow eignen sich zur Beurteilung der Liquiditätsentwicklung in der Umstellungsphase weniger. Während die Kapitaldienstgrenze Auskunft gibt, in welchem Umfang ein Betrieb langfristige Zahlungsverpflichtungen erfüllen kann, informiert der Cash flow darüber, wieviel zur Schuldentilgung, für Investitionen und für private Zwecke zur Verfügung steht.

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