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SR046: Der Agrarsektor in Österreich und in der Welt, 1970-1985

Karl M. Ortner, Leonhard SIMON

Über die österreichische Land- und Forstwirtschaft gibt es jährliche offizielle Berichte und langjähriges umfangreiches Datenmaterial, aber keine ausführliche ökonomische Analyse der langfristigen Entwicklungen und ihrer Ursachen und gegenseitigen Abhängigkeiten. Diese sind gerade im Agrarsektor besonders ausgeprägt und häufig Anlaß dafür, daß die Hoffnungen und Erwartungen der Beteiligten nicht erfüllt wurden.

In dieser Studie sollten die für die Agrarwirtschaft in Österreich maßgebenden Größen aufgezeigt und zueinander in Beziehung gebracht werden. Eine Bestandsaufnahme der Agrarwirtschaft in der Welt und Hinweise auf ins Detail gehende agrarökonomische Literatur zu diesen Themen runden das Bild ab. Die betrachtete Zeitspanne ist zwar 1970-1985, doch werden Änderungsraten nur für die Dekade 1970-1980 angegeben.

Die Stellung der Land- und Forstwirtschaft innerhalb der Österreichischen Volkswirtschaft ist durch den Beitrag der Land- und Forstwirtschaft zum Bruttoinlandsprodukt charakterisiert. Dieser Beitrag ist von 6,9 % (1970) auf 4,9 % (1980) gesunken. Während das nominelle BIP insgesamt zwischen 1970 und 1980 um 10,2 % jährlich stieg, erreichte der nominelle Beitrag der Land- und Forstwirtschaft zum BIP nur eine Steigerung von 5,6 % jährlich. Die Agrarpreise blieben in den Jahren seit 1970 deutlich hinter der allgemeinen Preisentwicklung zurück; sie stiegen in der Referenzperiode 1970 bis 1980 um durchschnittlich 3,5 % pro Jahr. Die Rate der allgemeinen Preissteigerung betrug dagegen 6,3 %.

Die Erwerbstätigen in der Land- und Forstwirtschaft nahmen in diesem Jahrzehnt um 154.800 Personen ab, das sind 4,3 % pro Jahr. Die Erwerbstätigen insgesamt nahmen um rund 200.000 Personen zu, ihre Zahl betrug 1980 3,27 Mill. Bei den Erwerbstätigen wirkte sich der Anpassungsprozeß der Landwirtschaft am stärksten aus; mit ihm war eine starke Steigerung der Arbeitsproduktivität im Agrarsektor verbunden, welche über die Produktivitätssteigerungsraten in der übrigen Wirtschaft wesentlich hinausging.

Das Ackerland nahm in der Zeitspanne 1970 bis 1980 um 56.068 ha ab; das entspricht einer Abnahme von 0,4 % pro Jahr. Die Fläche des intensiven Grünlandes stieg um 32.600 ha oder um 0,4 % pro Jahr; das extensive Grünland ging um 206.750 ha oder um 1,7 % pro Jahr zurück. Das Ausmaß der nicht mehr genutzten Grünlandflächen wurde 1981 wegen der Abnahme der Bewirtschaftung stark geneigter Flächen von Greif auf rund 300.000 ha geschätzt. Die forstwirtschaftlich genutzte Fläche stieg um 75.850 ha oder um 0,2 % jährlich.

Die von der Land- und Forstwirtschaft eingekauften Vorleistungen stiegen durchschnittlich um 7,4 % pro Jahr. Der Anteil der Vorleistungen an der Endproduktion der Land- und Forstwirtschaft lag 1980 mit fast 22 Mrd. S bei 31 %. Die Zunahme dieses Anteils zeigt die wachsende Abhängigkeit der Land- und Forstwirtschaft von den Übrigen Sektoren der Wirtschaft.

Die nominellen Abschreibungen stiegen zwischen 1970 und 1980 um 6,7 % pro Jahr, die gesamtwirtschaftlichen Abschreibungen dagegen um 10 %. Lag der Anteil der land- und forstwirtschaftlichen Abschreibungen an den gesamtwirtschaftlichen 1970 bei 14,6 %, so betrug dieser Anteil 1980 nur mehr 10,7 %. Grund für diese Abnahme ist der stark zunehmende Kapitalstock der übrigen Wirtschaft, die stärker expandierte als der Agrarsektor.

Die Bruttoanlageinvestitionen der Land- und Forstwirtschaft nahmen jährlich um 4,7 % auf 17 Mrd. S (1980) zu, die Bruttoanlageinvestitionen der Gesamtwirtschaft hatten eine jährliche Zuwachsrate von 9,4 %. Der Anteil der land- und forstwirtschaftlichen Anlageinvestitionen an den gesamten Bruttoanlageinvestitionen sank von 11,1 % (1970) auf 7,2 % (1980). Die Investitionsquote des Agrarsektors liegt bei rund 30 % seines Beitrags zum Bruttoinlandsprodukt.

Österreichs Landwirtschaft umfaßte 1980 rund 115.800 Vollerwerbsbetriebe, 17.500 Zuerwerbsbetriebe, 164.600 Nebenerwerbsbetriebe und 302.600 Betriebe insgesamt. Davon lagen 123.000 Betriebe im Bergbauerngebiet; 75 % der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe verfügten über weniger als 20 ha selbstbewirtschafteter Gesamtfläche. Die landwirtschaftlichen Betriebe verfügten im Durchschnitt über rund 12 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche (9,3 ha RLN). Nicht veränderbare Bewirtschaftungsbedingungen wie Hanglage, Höhenlage, Klima, Dauer der Vegetationsperiode und Bonität der Böden geben ungleiche Voraussetzungen für den betriebswirtschaftlichen Erfolg ab. Insgesamt ging die Zahl der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe von 1970 bis 1980 um 10 % zurück.

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