AWI

SR049: Lebens- und Arbeitsverhältnisse von Haupterwerbslandwirten

Werner Pevetz

In Österreich wurden in den letzten Jahren einige wichtige Gruppen der ländlich-bäuerlichen Bevölkerung eingehend untersucht: Nebenerwerbslandwirte, ländliche Jugend, Landfrauen, Altbauern. Im Gegensatz dazu liegen für eine - inzwischen allerdings zur Minderheit gewordene - Kerngruppe der bäuerlichen Bevölkerung, nämlich die Haupterwerbslandwirte, nur partielle Befragungen aus einzelnen Bundesländern (z.B. aus der Steiermark) sowie einige Ergebnisse aus IFES/STUGES-Befragungen vor, jedoch keine Repräsentativerhebungen für das gesamte Bundesgebiet. Diese von der ländlichen Sozialforschung bisher eher vernachlässigte Gruppe sollte nunmehr in den Mittelpunkt einer empirischen Untersuchung gestellt werden.

Die Befragung erfolgte im Spätherbst und Winter 1985/86 in Form einer geklumpten (gemeindeweisen) Stichprobe von ca. 1.200 Haupterwerbslandwirten in acht Bundesländern mittels eines voll strukturierten Fragebogens (mit einer abschließenden offenen Frage) im Interviewverfahren. Insgesamt 24 Erhebungspersonen überwiegend aus dem Kreis pensionierter Kammerbediensteter konnten zur Mitarbeit gewonnen werden. Die Arbeit mit orts- bzw. regionsgebundenen Erhebern sowie die Hauptdifferenzierung der Ergebnisse nach vier Gemeindetypen ließ nur eine gemeindeweise Erhebung in Frage kommen. Die auf Grund bestimmter Vorgaben sowie der verfügbaren Erhebungspersonen ausgewählten insgesamt 35 Gemeinden gliederten sich in 7 Agrargemeinden, 11 Berggemeinden, 6 Grenzlandgemeinden und 11 industrienahe Gemeinden. Die Gemeindeangaben auf dem Fragebogen wurden verschlüsselt. Zu befragen war "der Betriebsleiter"; als solcher galt im Zweifelsfall, wer tatsächlich die betrieblichen Entscheidungen trifft, also die "dispositive Leitung" innehat.

Die Befragung umfaßte folgende Themenbereiche: persönliche und familiäre Angaben, Betriebsverhältnisse, Arbeitsverfassung und Maschineneinsatz (einschließlich überbetrieblicher Zusammenarbeit), Absatzverhalten (einschließlich Direktabsatz), Einkommensverhältnisse, Einstellung zum Nebenerwerb, Information und Beratungskontakte, Lebensstandard und Versorgung, Freizeit, Erholung und Sozialkontakte, Gesundheit und ärztliche Versorgung, allgemeine Lebens- und Berufsansichten sowie eine abschließende Textfrage nach dem persönlichen Hauptproblem.

Aus Raumgründen konnte leider eine Reihe an sich sehr interessanter Themenbereiche kaum oder überhaupt nicht zur Sprache kommen: Neben den (wohl immer noch "tabuisierten") ehelichen bzw. sexuellen Beziehungen der ganze Bereich Religion-Kirche-Ethik, der Bereich Politik-, der Bereich Umweltverhalten - ökologisches Bewußtsein - Einstellung zum "Bio"-Landbau, der Bereich der Nachbarschaftsbeziehungen, das berufsständische Denken (Solidarität oder Konkurrenz), die Einstellung zu Grund und Boden (Ware oder Substanz), die Situation der Landfrau (hierüber bestehe allerdings schon eine Reihe von Spezialuntersuchungen), die gesellschaftliche Integration der Bauern, usw. Insgesamt bleiben jedenfalls auch nach dieser Erhebung für die bäuerliche Sozialforschung noch Themen in Überfülle offen.

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