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SR064: Rapsmethylester (RME) als Substitut für Dieselkraftstoff in Österreich

Hubert Janetschek

Trotz einer bereits bestehenden großtechnischen Fettsäuremethylesterherstellung in der oleochemischen Industrie gibt es für die in Österreich geplanten Anlagengrößen zur RME-Herstellung keine unmittelbaren Erfahrungen aus einer vollen Betriebsphase, d.h. der Prozeß der technologischen Optimierung steht erst am Anfang. Damit besitzen die in Österreich bereits erstellten Anlagen noch einen Pilotcharakter.

Sämtliche Positionen der Konversionskostenberechnung stammen aus der Planungsphase unmittelbar vor der Errichtung der Anlagen. Ob die einzelnen Positionen realistisch eingeschätzt wurden, kann erst in der vollen Betriebsphase der Anlagen festgestellt werden.

Um ein kommerziell verwertbares Produkt zu erhalten, ist für die Behandlung der Glyzerinphase in Anlage II noch eine weitere Raffination notwendig. Der gegenwärtig ins Auge gefaßte und noch im Forschungsstadium befindliche Verwertungsweg über den Futtertrog könnte sich allerdings als Sackgasse herausstellen.

Bei der Glyzerinphase aus der Anlage II handelt es sich um ein mit vielen Chemikalien kontaminiertes Produkt (z.B. Seifenrückstände, Methanolreste), und daher ist sicherlich mit einer geringen Akzeptanz bei den Abnehmern zu rechnen. Außerdem bestehen schon für die Substitution von Futterstoffen sehr viele Alternativen im Rahmen der Nutztierfütterung.

Eine RME-Erzeugung auf breiterer Basis mit dem Anlagentyp II erfordert daher ein wirkungsvolles Entsorgungskonzept für die Glyzerinphase. Realistischer wäre es, die Verwertung in Form einer Verwertungsgesellschaft zu organisieren, die aus dem verunreinigten Glyzerin durch Lohnraffination ein verkaufsfähiges Reinglyzerin bereitstellt.

Die Kosten für die gesamte Logistik des Treibstoffes aus der Anlage I sind in der Tabelle 1 höchstwahrscheinlich stark unterschätzt, da lediglich ein pauschaler Betrag von S 150,-/t RME eingesetzt wurde. Kosten für Tankstellennetz und Qualitätskontrolle sind darin noch nicht berücksichtigt.

Im Bereich der Verarbeitung von Biomasse zu Energieträgern üben die Rohstoffkosten einen wesentlichen Einfluß auf die Wirtschaftlichkeit aus. Sie betragen auch in der RME-Erzeugung mindestens 70 % der Produktionskosten.

Die Kalkulation der Rohstoffkosten umfaßt die variablen Spezialkosten für Winterraps plus Nutzungskosten der verdrängten Flächen.

Als Grundlage für die Berechnung der Nutzungskosten dienten die Standarddeckungsbeiträge für Winterweizen, Wintergerste, Sommergerste und Hafer. Um den Einfluß des Mahlweizens auf die Nutzungs- und Rohstoffkosten hervorzuheben, wurden auch Rohstoffkosten ohne Mahlweizen berechnet. In günstigen Weizenanbaugebieten, wie in einigen Bezirken der Region Alpenvorland, weichen die Rohstoffkosten um S 80,-/dt Raps (= ca. 2.000,-/ha) voneinander ab (siehe Anhang 3 Abb. 1-3).

Im Durchschnitt aller gebildeten Regionen betrugen 1988 die Rohstoffkosten S 687-641/dt Raps bei einem Ertragsniveau von 27,6 dt/ha.

Die Erzeugungskosten enthalten keine Förderungen bzw. Stützungen, weder für den Rohstoff noch für die Verarbeitung. Durch die Berücksichtigung des geringeren Heizwertes von RME (ca. 8 %) können die Erzeugungskosten in S/l ("Kostenpreise") mit dem Literpreis für Normaldiesel vor Steuern verglichen werden.

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