AWI

AB030: Nachhaltigkeit im Österreichischen Programm für die Entwicklung des Ländlichen Raums

und Ex post Evaluation der Maßnahme Dorfentwicklung 2000-2006

Sigrid Graf, Karl M. Ortner

Die vorliegende Studie bewertet ex post die im Rahmen des österreichischen Programms für die Entwicklung des Ländlichen Raums 2000 bis 2006 durchgeführte Maßnahme "Erhaltung des ländlichen Erbes und Dorfentwicklung". Diese Evaluation wird eingebettet in eine Untersuchung der für das Programm relevanten Begriffe "Ländlicher Raum" und "Nachhaltigkeit", deren Inhalte sich im Lauf der Zeit änderten. Die Gebietstypisierungen der EU, der OECD, benachteiligte Gebiete und Ziel 1-, 2- und 3-Gebiete werden vorgestellt und erörtert. Das Programm enthielt nur wenige Maßnahmen, die in einem begrenzten Raum angeboten wurden. Das Thema "Nachhaltigkeit" wird in Form einer Klassifikation von Nachhaltigkeitskonzepten sowie einer Darstellung der Instrumente zur Umsetzung einer nachhaltigen Entwicklung behandelt.

Die Maßnahme Dorfentwicklung spielte im Österreichischen Programm für die Entwicklung des ländlichen Raums eine sehr unbedeutende Rolle. Dessen Ziele, Struktur, Inhalt, Finanzierung und tatsächlicher Umfang werden kurz vorgestellt und die Nachhaltigkeitsbezüge des Programms und der einzelnen Maßnahmen werden skizziert. Grundlagen für die Evaluation sind die Verordnungen (EG) Nr. 1257, 1260 und 1750 aus dem Jahr 1999 und die Sonderrichtlinie ZI.21.200/50-II/00 des BMLFUW zur Umsetzung der "Sonstigen Maßnahmen" des Österreichischen Programms für die Entwicklung des ländlichen Raums. Die Europäische Gemeinschaft verfolgt damit das Ziel, den wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalt zu stärken, um eine ausgewogene und nachhaltige Entwicklung der Gemeinschaft als Ganzes zu fördern (Artikel 158 des Vertrages von Nizza).

Im Rahmen des österreichischen Programms wurden von 2000 bis 2006 7,0 Mrd. € an Fördergeldern ausbezahlt; knapp die Hälfte davon steuerte die EU bei, den Rest der Bund und die Länder im Verhältnis 60 zu 40. Ein Großteil der Fördergelder (87,51 %) wurde für Agrarumweltmaßnahmen und die Ausgleichszulage (zur Abgeltung von umweltfreundlichen Leistungen bzw. zum Ausgleich erschwerter Produktionsbedingungen) verwendet. Der Anteil der Maßnahmen zur "Anpassung und Entwicklung des ländlichen Raums"“ (Artikel 33-Maßnahmen), zu denen die Dorfentwicklung gehört, betrug nur 3,33 %, das waren 233,724 Mio. €.

Der Begriff Dorfentwicklung wird erläutert, um zu zeigen, welche Vorstellungen sich damit verbinden bzw. wie die Maßnahme zu Innovation und Nachhaltigkeit beitragen kann. Im Anschluss daran wird die Maßnahme "Erhaltung des ländlichen Erbes und Dorfentwicklung", so wie sie in Österreich als Teil des Programms für die Entwicklung des ländlichen Raums 2000 bis 2006 durchgeführt wurde, beschrieben.

Evaluation ist eine auf bestimmte Zwecke gerichtete nachvollziehbare Untersuchung der beabsichtigten und tatsächlichen Wirkungen eines Evaluandums (eines Programms oder einer Maßnahme) im Vergleich zu seinen Kosten. Sie soll die Grundlagen und Ziele von Entscheidungen transparent machen, ihre Durchführung überprüfen und ihre Folgen schätzen, um Informationen für bessere Entscheidungen in der Zukunft zu gewinnen.

Die vorliegende Arbeit orientiert sich an den Anforderungen der EU, die Kriterien und Indikatoren benannte und Bewertungsfragen stellte, die beantwortet werden sollten. Grundlagen für die Bewertung sind die einschlägigen Verordnungen der EU, die betreffende Arbeitsanleitung der Europäischen Kommission, ein Auftrag des BMLFUW und Daten, die von der Auszahlungsstelle (Agrarmarkt Austria) im Zuge der Antragstellung und Auszahlung von Fördermitteln erhoben wurden. In Ergänzung dazu werden Daten der Bundesanstalt Statistik Österreich verwendet, um Informationen über die Gemeinden, in denen Dorfentwicklungsprojekte durchgeführt wurden, zu erhalten.

Die Maßnahme "Erhaltung des ländlichen Erbes und Dorfentwicklung" hatte in Österreich folgende Ziele (BMLFUW 2000b): Erneuerung, Weiterentwicklung und Erhaltung von dörflichen Klein- und Kleinststrukturen und ländlich geprägten Orten; Vorbeugung gegen die Gefahr der Wegrationalisierung von Versorgungsinfrastruktur- und kommunalen und sozialen Einrichtungen und des Verlustes der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Dynamik; Bewahrung von sozialen, kulturellen und wirtschaftlich lebendigen Dörfern und eines kulturell eigenständigen Traditionsbewusstsein durch Sensibilisierung, Mobilisierung und Aktivierung der ansässigen Bevölkerung.

Sie sollte 300.000 Dorfbewohner einbeziehen, davon 25.000 Land- und ForstwirtInnen. Da sie (wie die anderen Artikel-33-Maßnahmen) weniger Fördermittel erhielt als geplant, erreichte sie ca. 230.000 Dorfbewohner in 340 Gemeinden. In diesen Gemeinden lebten im Jahr 2007 ca. 1,2 Mio. Einwohner, das waren 14,8 % der österreichischen Bevölkerung.

Insgesamt wurden 896 Dorfentwicklungsprojekte aus Mitteln der EU gefördert, davon 775 im benachteiligten Gebiet. Mit 8,4 Mio. € Fördermitteln wurden Investitionen in Höhe von 26,3 Mio. € in die Wege geleitet; sie dienten insbesondere zur Revitalisierung traditioneller, regionaltypischer land-, forst- und almwirtschaftlicher Gebäude sowie baukulturell wertvoller sonstiger Gebäude (10,1 Mio. €) und zur Erbringung von kommunalen, sozialen, infrastrukturellen und kulturellen Leistungen (7,4 Mio. €). Fast 42 % der Fördermittel wurden in Nieder-österreich aufgewendet, gefolgt von Oberösterreich mit 19 %. In Salzburg wurden die meisten, aber auch die kleinsten Projekte realisiert.

Die Zuverlässigkeit der Evaluation ist begrenzt durch die Qualität des erhobenen Datenmaterials; diese könnte durch eine genauere Definition der Begriffe in Zukunft deutlich verbessert werden. Empfohlen wird auch eine bessere Abstimmung von Dorfentwicklungsprojekten über Gemeindegrenzen hinweg. Die Frage nach besonders erfolgreichen Projekten bzw. was ihren Erfolg ausmacht und welche Bedingungen zu ihrem Erfolg beitragen, bleibt offen. Um sie besser beantworten zu können, werden Selbstevaluationen und ein stärkerer Informationsaustausch darüber angeregt. Zur Motivation der Dorfbewohner bietet die Studie von LASCHEWSKI et al. (2008) eine Fülle von Erfahrungen und Anregungen.

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