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AB032: Auswirkungen der vollständigen Implementierung des Health-Check auf die österreichische Landwirtschaft

Leopold Kirner, Christoph Tribl

Der Health-Check bedeutet für Österreich im Wesentlichen eine Fortführung der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik im Jahr 2003. Das historische Betriebsprämienmodell kann bis 2013 fortgesetzt werden, die Modulation wird um weitere fünf Prozent in den kommenden vier Jahren ausgedehnt und gekoppelte Prämien von Ackerkulturen sowie die Schlachtprämie für Rinder werden von der Produktion entkoppelt und bis spätestens 2012 Teil der Betriebsprämie. Größere Weichenstellungen brachte der Health-Check für die Milchproduktion. Die einzelbetrieblichen Milchquoten werden zur Anpassung an das Auslaufen der Milchquotenregelung bis 2013 schrittweise angehoben. Als Ausgleich für das Auslaufen der Milchquotenregelung können Begleitmaßnahmen für die Milchwirtschaft gesetzt werden. Die vorliegende Studie setzt sich zum Ziel, die ökonomischen Effekte der vollständigen Implementierung der Beschlüsse zum Health-Check auf landwirtschaftliche Betriebe in Österreich zu quantifizieren. Verglichen wird die Situation nach vollständiger Umsetzung der GAP-Reform 2003 (etwa 2007) mit jener nach vollständiger Umsetzung des Health-Check (etwa 2013).

Um die ökonomischen Auswirkungen des Health-Check für Österreich abzubilden, wurde das Betriebsoptimierungsmodell FAMOS (Schmid, 2004) entsprechend adaptiert und modifiziert. Das Modell maximiert den jährlichen betrieblichen Gesamtdeckungsbeitrag (GDB). Die Datenbasis besteht aus 1.987 Betrieben aus dem Testbetriebsnetz freiwillig buchführender Betriebe, davon knapp 43 % Futterbaubetriebe und knapp 20 % Marktfruchtbetriebe. Etwa die Hälfte der Betriebe verfügt über Milchquoten.

Durch die Umsetzung des Health-Check profitiert nach den Modellrechnungen der Großteil der Betriebe in der Datenbasis: 87,3 % aller Betriebe bzw. 98,1 % der Milchkuhbetriebe. Nur in Betrieben mit einer hohen Betriebsprämie würde sich das Einkommen verringern, weil durch die zusätzliche Modulation überproportional weniger Prämien erhalten werden. Im Durchschnitt ist der GDB im Szenario "Health Check" um 1,9 % höher als im Szenario "GAP-Reform" (+1,5 % für die Milchkuhbetriebe). Die Aufhebung der Stilllegung begünstigt vor allem Ackerbaubetriebe. Dadurch können relativ hohe GDB-Steigerungen bei Marktfruchtbetrieben, bei Nicht-Bergbauernbetrieben bzw. bei Betrieben im nordöstlichen Flach- und Hügelland erklärt werden. Ebenso aufgrund eines höheren Anteils an Ackerflächen betrifft dies größere Milchkuhbetriebe mit mehr als 40 t Milchquote.

Die einzelbetrieblichen Berechnungen bestätigen die Ergebnisse des Betriebsoptimierungsmodells. Für alle drei untersuchten Milchkuhbetriebe errechnet sich ein um etwa drei Prozent höherer Gesamtdeckungsbeitrag nach Umsetzung des Health-Check. Nach derzeitigem Wissensstand dürfte die zusätzlich abgelieferte Milch durch die Ausdehnung der Quote den möglichen Preisrückgang bei der Milch kompensieren. Ein realistisches Szenario, wenn sich der nationale und internationale Markt für Milch- und Milchprodukte längerfristig positiv entwickelt. Zudem wird als Anpassung für die Ausdehnung bzw. Aufhebung der Milchquote ab 2010 eine Milchkuhprämie in Österreich eingeführt, eine Prämie, die sich direkt auf das Einkommen der Milchbetriebe niederschlägt. Verbessern könnte sich das Einkommen der Milchkuhbetriebe außerdem aufgrund der Korrektur des Fettfaktors, wenn die angelieferte Milch einen höheren Anlieferungsfettgehalt als Referenzfettgehalt aufweist. Die konkrete Ausgestaltung von möglichen zusätzlichen Zahlungen aus der ländlichen Entwicklung fehlt bis dato, daher wurden solche Prämien in den Berechnungen nicht berücksichtigt. Kaum Änderungen errechnen sich für Mutterkuhbetriebe. Einzig für den spezialisierten Stiermastbetrieb errechnen sich Einbußen beim Einkommen, da die Prämienkürzung nicht durch andere Politikmaßnahmen im Health-Check ausgeglichen wird. Für Ackerbaubetriebe mit oder ohne Vieh ergibt sich vor allem wegen der Aufhebung der Stilllegung ein ökonomischer Spielraum. Werden ehemals stillgelegte Flächen mit Marktfrüchten gewinnbringend kultiviert, erhöhen sich sowohl der Deckungsbeitrag der Produktion als auch die ÖPUL-Prämien. Damit könnte die Prämienkürzung aufgrund der zusätzlichen Modulation aufgefangen werden.

Team

TRIBL, Christoph

DI Dr. Christoph TRIBL

Agrar-, Umwelt- und Ernährungssysteme
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